Paprikahendl mit Nockerl



Seit einigen Wochen war es hier noch viel ruhiger als sonst. Und eigentlich würd‘ ich mich gern erklären aber seit Tagen versuch‘ ich für mich selbst Gründe und Rechtfertigungen für meine Absenz zu finden, komm‘ aber selbst auf keine Antwort. Das Leben kommt halt irgendwie immer dazwischen.
Es sind trübe, kalte Wintertage wie diese, die meine Laune auf eine harte Probe stellen. Gepaart mit der Aufbruchsstimmung, die der Jahresbeginn immer mit sich bringt, war der Jänner ein Monat voller Unruhe. Ich harre der Dinge, die kommen mögen (sowohl beruflich, als auch privat).
Denn mit beruflicher Selbständigkeit sind viele großartige Dinge, aber auch gewisse Zukunftssorgen verbunden. Und auch wenn ich es oft einfach nicht so wahrnehme, so ist es doch so, dass meine Arbeit ein hochgradig kreativer Prozess ist. Und wenn ich eine Sache im letzten Jahr gelernt habe, dann die, dass Kreativität nur dann stattfinden kann, wenn Raum für Inspiration frei ist.
Leider ist dieser Raum in den letzten Wochen mit viel zu viel Unruhe und Rastlosigkeit gefüllt, als dass noch Platz für Inspiration bleiben würde.
In meiner Vorstellung wird dieses Jahr größer, besser und ästhetischer als das Letzte. Meine Fotografie wird technisch ausgereifter, meine Settings aufwendiger, meine Abgaben zeitgerechter, mein Kunden zufriedener, meine Blogposts regelmäßiger, mein Leben geordneter…
Die Schere zwischen Vorstellung und Realität könnte nicht größer sein. Denn um das alles wahr werden zu lassen, müsste ich mich von all dem Druck befreien, der in mir herrscht. Denn mit okkupiertem Kopf ist kein Platz für Inspiration. Und ohne Inspiration ist es quasi unmöglich besser zu arbeiten.
Und das wiederum erzeugt halt leider ein gewisses Mindset, mit dem es nicht ganz leicht ist aus dieser Spirale auszubrechen. Gleichzeitig ist es nur allzu leicht sich tagtäglich mit anderen Content Creators da draußen zu vergleichen und daran zu verzweifeln. Denn immer tönt es im Hinterkopf „Das könntest du sein, das könntest du sein, wenn du nur ein bisschen konsequenter, talentierter, zielstrebiger wärst…“
Diese Stimme lähmt einen auf eine Art und Weise, die verhindert, dass man dem gedanklichen Bild von sich auch nur ein Stückchen näherkommt. Und auf einmal steht man still und weiß nicht wie man sich weiterbewegen soll.
Wahrscheinlich sollte ich an dieser Stelle ein versöhnliches Ende für diesen Ausflug in meine Gedankenwelt finden, man will ja seine LeserInnen nicht mit einem schalen Gefühl zurücklassen. Aber mir fällt beim besten Willen gerade kein mit Optimismus beladener Blick in die nahe Zukunft ein. Deshalb warte ich einfach auf längere Tage, Wärme und die Sonne, die alles bekanntlich ein bisserl‘ heller scheinen lässt und dann schauen wir nochmal wie es sich anfühlt…
I want to create stuff but life gets in the way.

Paprikahendl mit Nockerl
3/4 kg Hendl (siehe Notizen)
2 Esslöffel Butterschmalz
1 Zwiebel
1/2 Paprika (rot)
1 Messerspitze Chili gemahlen
1 Teelöffel Majoran
1 1/2 Esslöffel Paprikapulver
1 Schluck Weißwein (trocken)
350-400 Milliliter Schlagobers
(einfach Käse und Schnittlauch weglassen)
In einer tiefen Pfanne Butterschmalz bei mittlerer Hitze zum Schmelzen bringen.
Zwiebel und Paprika möglichst klein schneiden. Hendl salzen und beiseite legen.
Sobald der Schmalz heiß ist, das Hendl bei hoher Hitze scharf anbraten. Sobald es Farbe angenommen hat aus der Pfanne nehmen und bei ca. 150 Grad im Ofen durchgaren lassen.
Die Zwiebel in die Pfanne geben und anschwitzen bis sie glasig ist. Nun die Paprika hinzugeben, Hitze ein wenig erhöhen und ebenfalls anschwitzen.
Anschließend Chili, Majoran und zuletzt Paprikapulver hinzugeben, kurz umrühren und sofort mit einem Schluck Weißwein ablöschen. (Die Gewürze, allen voran der Paprika, dürfen nicht zu heiß werden, ca. 30 Sekunden sollten reichen.)
Durch das Ablöschen sollten sich alle Röstaromen aus der Pfanne lösen. Solange reduzieren lassen, bis der Weißwein verdampft ist. Anschließend mit Schlagobers aufgießen und für ca. 10-15 Minuten bei schwacher Hitze reduzieren lassen.
Kurz vor Ende der Garzeit das Hendl wieder hinzugeben und entweder gleich servieren oder (siehe Tipps) nochmal kurz im Ofen nachgaren lassen.
Notizen
Hendl-Teile
Welche Teile vom Hendl verwendet werden, hängt ganz vom persönlichen Gusto ab. Ich persönlich verwende am allerliebsten Oberkeulen. Denn das Fleisch ist nicht nur angenehm im Biss(wenig bis garnicht fasrig), sondern bleibt meiner Erfahrung nach schön saftig. Oberkeulen gibt’s inzwischen auch ausgelöst, wenn man sich die Mühe des Entbeinens nicht selbst antun möchte.
Alternativ kann man natürlich auch Hendlfilet oder ganze Hendlteile verwenden. Hier bitte ein bisserl Hausverstand walten lassen: Hendlfilet in nicht allzu kleine Stücke schneiden, nur kurz scharf anbraten, aus der Pfanne nehmen und erst zum Schluss zum Durchziehen nochmal hinzugeben, da es sonst mit ziemlicher Sicherheit staubtrocken und zäh sein wird.
Wer sich für Hendl mit Bein bzw. ganze Hendlteile entscheiden sollte, der muss natürlich mit längerer Garzeit rechnen. Hier kann man sich aber ganz leicht helfen. Das Fleisch ebenfalls scharf anbraten und anschließen für die restliche Zubereitungszeit im vorgeheizten Ofen gar werden lassen. Am Schluss zur fertigen Sauce dazugeben und darauf achten, dass die Haut nicht zu viel Kontakt mit der Sauce hat und somit „letschat“ bzw. weich wird.
Nockerl
Zuerst sei gesagt: mein ultimatives Nockerl-Rezept (inklusive äußerst rarer Fotos von mir auf einem Pferd) findet ihr in diesem Blogpost. (minus Käse und Schnittlauch) Die Nockerl können ganz einfach vorab gemacht und in einer Form im Ofen warmgehalten werden. Damit die Nockerl nicht zusammenkleben einfach ein paar Butterflocken über die fertigen Nockerl geben und durchmischen.
(by the way: Nockerl + Butter = LIEBE)
Grande Finale im Ofen
Wie in obigem Tipp bereits erwähnt, bietet es sich bei ganzen Hendl-Teilen mit Haut an, von Anfang an mit einer ofenfesten Pfanne zu werkeln. Denn dann kann man die Stücke zum Grande Finale in die Sauce verfrachten und bei Oberhitze/ Grillfunktion der Haut nochmal ordentlich Gas geben. So hat man das Beste aus beiden Welten: großartige Sauce und knusprige Hendlhaut. Thank me later.




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Über Mara
Eine Exil-Salzburgerin und Wahl-Wienerin, die ihr Herz an die kulinarische Vielfalt Österreichs verloren hat. Egal ob beim Nachkochen von Oma's Originalrezepten oder bei neu interpretierten Klassikern - am wichtigsten ist der Genuss! Denn Essen soll nicht nur den Bauch füllen, sondern auch das Herz wärmen.
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