Pfirsich-Tarte und ein paar Gedanken zum Älterwerden


Ich hatte nie ein Problem damit älter zu werden. Ganz im Gegenteil, die Vorstellung, dass sich mein 73-jähriges Inneres und mein Äußeres einander endlich annähern, hatte mich bisher immer ganz euphorisch gemacht. Endlich Bauernmarktbesuche, Lammfellpatschen und einen gepflegten Rotwein-Rausch ohne sich dafür schämen zu müssen!
Spaß beiseite, Erwachsen werden ist etwas Großartiges. Ich glaube fest daran, dass, je älter man wird, man immer „echter“ wird. Denn im Laufe der Jahre verschieben sich Prioritäten. Weniger „die Anderen“, viel mehr „ich selbst“. Weniger gefallen wollen, mehr Mut, weniger Fremdbestimmung, mehr eigene Entscheidungen treffen (und zu diesen stehen), weniger Oberflächlichkeiten im Zwischenmenschlichen, mehr echte und tiefergehende Freundschaften. All in all, einfach mehr man selbst werden.
Wie gesagt, all das fand ich immer wunderbar. Bis heute Morgen. Denn da habe ich relativ abrupt realisiert, dass ich morgen nicht, wie die letzten Wochen (!) fälschlicherweise angenommen meinen 26., sondern meinen 27. Geburtstag feiern werde. Man frage mich bitte nicht, wie mir das passieren konnte (und wie vielen Leuten ich in letzter Zeit mein Alter falsch genannt habe. Mea culpa). So oder so fühle ich mich seit dieser Erkenntnis so, als hätte man mir etwas weggenommen. Ein abhanden gekommenes Jahr. Denn wenn ich ebendieses Lebensjahr Revue passieren lasse, fühlt es sich ein bisschen so an, als ob ein VHS-Band vorgespult werden würde (subtiler Hinweis auf mein Aufwachsen in den 90ern). Alles ist irgendwie hektisch, schemenhaft und somit wahnsinnig frustrierend anzuschauen. Und dieses Gefühl macht mich, zu Recht wie ich finde, zutiefst unrund.
Denn gleichzeitig glaube ich, die Leben anderer so glasklar zu sehen, dass es irgendwie absurd scheint. Ich betrachte die vielen Projekte, die groß propagierte Selbstliebe, die Yoga Challenges, den Ehrgeiz, gleichzeitig überall den Stempel „Mindfulness“, die zig neuen Kunden, Kooperationen und Co., glutenfreie Linsenpasta, den Drive immer bis in die Nacht hinein zu arbeiten (und das natürlich auch mit der Welt zu teilen), all die Selbstoptimierung, Dankbarkeitstagebücher, selbstgemachte Mandelmilch, Bullet Journals, die unzähligen Abenteuer, die schier endlose Leichtigkeit, den Sommer ihres Lebens mit Parties auf Dachterrassen und Weekend Getaways.
Und ich frage mich, wo ich eigentlich bin. Ich verliere mich irgendwo mittendrin. Im Vergleich mit Menschen, die mit ihren 21, 22, 23 Jahren nicht nur jünger, sondern auch erfolgreicher, zufriedener und verdammt nochmal erwachsener als ich zu sein scheinen.
Das ist nicht das Älterwerden, wie ich es mir vorgestellt habe. Denn wie kann es sein, dass man für seine eigenen Erfolge so blind ist und dabei das Leben anderer beinahe schon seziert?
Deshalb für mich nochmal zum Mitschreiben:
Ich werde 27 Jahre alt. Ich führe seit bald einem Jahrzehnt meinen eigenen Haushalt, bin durchaus erfolgreich selbstständig, habe es geschafft meinen Hund in bald eineinhalb Jahren weder verhungern, noch verdursten zu lassen, habe Menschen in meinem Leben, die mich oft genug auffangen wenn es alleine nicht geht, kann ganz passabel kochen und ich habe noch kein einziges graues Haar. Also eigentlich ist soweit alles ganz in Ordnung.
Und weil Älterwerden eben auch bedeutet nicht ganz so laut sein zu müssen um das Gefühl zu haben gehört zu werden, ist es ok die Welt nicht an allem teilhaben zu lassen. Denn manche Erfolge, die Großen und die Kleinen, erzählt man lieber in Ruhe. Auf der Couch. Bei einem Glas Rotwein, oder Zwei.
Oder um es mit den Worten von Billy Joel und Granada zu sagen...
Kumm oba, du eifrig's Kind Du orbeitest z'hort Und mochst olls vüi z'gschwind Wenn du so gscheid bist, sog warum host so an Stress? Wo brennt's? Wos soll die Hetz? Jetz moch amol longsom Dass 's di ned zerlegt Host so vüi z'tuan Oba ned genug Zeit dafür...


Pfirsich-Tarte
Backzeit: 30-40 Min // Temperatur: 180 Grad
50 g fein gemahlene Mandeln
1 EL brauner Zucker
3 EL Eiswasser
Prise Salz
TIPP
Obst
Diese Tarte kann mit den verschiedensten Obst-Kombinationen zubereitet werden. Wie wär's zum Beispiel mit Zwetschken, Brombeeren, Ribiseln, Äpfeln oder Birnen? Einfach darauf achten, dass das Obst nicht zu viel Wasser beim Backen lässt.
Nüsse
Es müssen auch nicht zwingend Mandeln verwendet werden. gemahlene Walnüsse oder Haselnüsse funktionieren auch großartig und geben, in Kombination mit dem richtigen Obst, auch nochmal eine spannende geschmackliche Komponente.
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Über Mara
Eine Exil-Salzburgerin und Wahl-Wienerin, die ihr Herz an die kulinarische Vielfalt Österreichs verloren hat. Egal ob beim Nachkochen von Oma's Originalrezepten oder bei neu interpretierten Klassikern - am wichtigsten ist der Genuss! Denn Essen soll nicht nur den Bauch füllen, sondern auch das Herz wärmen.